Ethik in der Lehrkräftebildung (Seminar)

Ethik in der Lehrkräftebildung (Seminar)

Sommersemester 2022

Leuphana Universität Lüneburg
Dr. Philipp Bode

Das Seminar möchte sich ethischen Grundfragen widmen, die im Rahmen der Lehrkräfteausbildung wie auch im Berufsalltag von Lehrkräften fächerübergreifend auftreten (können). Dies soll anhand dreier Beispielthemenkomplexe – Kriegsethik, Medienethik/Ethik des Digitalen sowie Meinungsvielfalt im Klassenzimmer – erarbeitet werden. Auf diesem Weg soll ein Beitrag zur Demokratiebildung im Sinne des Erlasses „Stärkung der Demokratiebildung an öffentlichen allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen sowie Schulen in freier Trägerschaft“ (Mai 2021) des Niedersächsischen Kultusministeriums geleistet werden, der Bezug nimmt auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zu Demokratiebildung, Menschenrechts- und Europabildung sowie zur Strategie „Bildung in der digitalen Welt“. Daher gliedert sich das Seminar in vier Teile.

(1) Der erste Teil widmet sich einer Einführung in ethische Grundbegriffe und ethisches Argumentieren, um grundlegende Moraltheorien und ihre begrifflichen Strukturen zu erlernen. Hierbei wird, in Vorbereitung auf die Teile 2 und 3, besonderes Gewicht auf Argumentationsformen gelegt inkl. einer Übersicht über häufig auftretende Fehlschlüsse.

(2) Der zweite Teil nimmt als aktuelles Thema die Kriegsethik auf in zweierlei Hinsicht: (a) Wie können sich Moral und Krieg überhaupt zueinander positionieren? Ist Krieg moralisch bewertbar und wenn ja, existieren Kriterien, die ihn unter bestimmten Umständen moralisch legitimieren (Lehre vom „gerechten Krieg“) oder ist er immer und grundsätzlich moralisch falsch (Pazifismus)? (b) Wie kann über Krieg berichtet werden? Was darf gezeigt werden, was nicht? Und darf Krieg unter Umständen sogar einen ästhetischen Ausdruck finden (etwa in Kriegsfotografien oder Kriegs- bzw. Antikriegsfilmen)?

(3) Der dritte Teil widmet sich einem aktuell viel diskutierten fächerübergreifenden Thema im schulischen Kontext – der Medienethik bzw. Ethik des Digitalen, welche sich im „Orientierungsrahmen Medienbildung in der allgemein bildenden Schule“ des Niedersächsischen Kultusministeriums besonders im Kompetenzbereich 6 „Analysieren, Kontextualisieren und Reflektieren“ abbildet. Die Praxis zeigt, dass speziell dieser Kompetenzbereich Lehrkräften in der praktischen Umsetzung Schwierigkeiten bereitet. Im Seminar werden deshalb sowohl theoretische Themenkomplexe behandelt, die als Unterrichtsinhalte in Erscheinung treten können (Vorstellung medienethischer Institutionen, Werbung, Pornografie, Diskriminierung psychisch Erkrankter Menschen in fiktionalen wie nicht-fiktionalen Medienformaten).

(4) Der vierte Teil schließlich wendet sich dem Thema „Meinungsvielfalt im Klassenzimmer“ zu. Hier werden folgende Fragen eine zentrale Rolle spielen: Müssen Lehrkräfte tatsächlich „neutral“ sein? Was darf an Äußerungen oder Handlungen unkommentiert bleiben, worauf muss reagiert werden? Wo sind rechtliche Grenzen berührt und welche bzw. für wen? Wie kann mit vielfältigen Meinungen umgegangen werden, insbesondere dann, wenn sie unterschiedlich gut begründet sind? Wie kann in ethischen Konfliktsituationen eine Meinung in ein Argument überführt werden?

Da die Vielfalt unterschiedlicher Haltungen gegenüber einem Thema gleichermaßen Potentiale und Schwierigkeiten bietet, werden rechtliche und ethische Bestimmungen von Handlungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten gemeinsam mit externen Gästen (Lehrkräften aus der 2. und 3. Ausbildungsphase) diskutiert und in Rollenspielen reflektiert.

Schließen soll das Seminar mit einer Reflexion über mögliche Bedarfe ethischer Grundausbildung im Rahmen der Lehrkräfteausbildung.